Fantasio:
Jacques Offenbach:
So 10 11 2024:
Foto: Thomas Aurin
Opéra-comique in drei Akten (1872)
Libretto von Paul de Musset und Charles Nuitter nach der Komödie von Alfred de Musset, in einer Übersetzung von Carsten Golbeck, Fassung von Anna Weber und Hanna Kneißler
13+
Dauer:
ca. 2 Stunden 40 Minuten
eine Pause nach ca. 1 Stunde 35 Minuten
eine Pause nach ca. 1 Stunde 35 Minuten
Sprache:
In deutscher Sprache mit deutschen ÜbertitelnInhalt:
Fantasios Name ist Programm. Mit einer Überdosis Humor, Verrücktheit und kreativer Energie navigiert sich die Titelfigur durch jede noch so brenzlige Lage und kehrt überall das Unterste zuoberst. Ein wunderbares Vorbild für Anna Weber, Expertin für musikalische Komödien und deren Überschreibungen für die Bühne. Wo sie inszeniert, sind Lachtränen und frischer Wind garantiert. Für Wiesbaden hat sie mit „Fantasio“ ein unbekanntes Juwel von Jacques Offenbach ausgegraben und flicht die Uraufführungsbesetzung mit einer Sängerin in ihre Neufassung ein.
Darin wird das Königreich Bayern zum örtlichen Theater, wo ein Bankrott droht und der Ausverkauf der Kunst auf dem Spiel steht. Als ein reicher Privatinvestor einsteigt, scheint die Rettung in Sicht. Doch insgeheim verfolgt er ganz andere Pläne... Werden es Fantasio und ihre studentische Peergroup schaffen, den faulen Deal zu verhindern und den Spaß zurück ans Theater zu holen?
Offenbachs pfiffige bis schreiend komische Figuren eignen sich ideal, um das Wiesbadener Ensemble um den 1. Kapellmeister Chin-Chao Lin von ihren besten Seiten zu zeigen. Für alle, die gerne träumen und über sich selbst lachen, entsteht eine Ode ans Theater zwischen Straßenrevolte, Abrissparty und funkelnder Fantasiewelt.
Darin wird das Königreich Bayern zum örtlichen Theater, wo ein Bankrott droht und der Ausverkauf der Kunst auf dem Spiel steht. Als ein reicher Privatinvestor einsteigt, scheint die Rettung in Sicht. Doch insgeheim verfolgt er ganz andere Pläne... Werden es Fantasio und ihre studentische Peergroup schaffen, den faulen Deal zu verhindern und den Spaß zurück ans Theater zu holen?
Offenbachs pfiffige bis schreiend komische Figuren eignen sich ideal, um das Wiesbadener Ensemble um den 1. Kapellmeister Chin-Chao Lin von ihren besten Seiten zu zeigen. Für alle, die gerne träumen und über sich selbst lachen, entsteht eine Ode ans Theater zwischen Straßenrevolte, Abrissparty und funkelnder Fantasiewelt.
Vorstellung am 05.04.2025 entfällt:
Statt der Vorstellung „Fantasio“ wird am 5. April 2025 um 19:30 Uhr „Carmen“ gespielt. Wir bitten um Ihr Verständnis. Ihre bereits gekauften Karten behalten weiterhin Ihre Gültigkeit.
Sollten Sie die geänderte Vorstellung nicht besuchen wollen, melden Sie sich bitte bis zum 15. März 2025. Sie können die Karten in eine andere Vorstellung umbuchen oder sich den Betrag erstatten lassen.
Statt der Vorstellung „Fantasio“ wird am 5. April 2025 um 19:30 Uhr „Carmen“ gespielt. Wir bitten um Ihr Verständnis. Ihre bereits gekauften Karten behalten weiterhin Ihre Gültigkeit.
Sollten Sie die geänderte Vorstellung nicht besuchen wollen, melden Sie sich bitte bis zum 15. März 2025. Sie können die Karten in eine andere Vorstellung umbuchen oder sich den Betrag erstatten lassen.
Zwischen jeckem Treiben und tiefer Philosophie:
Diesen und weitere Texte finden Sie in unserem Programmheft zu "Fantasio"
Über das Narrentum:
Was zeichnet einen Narren aus? Eine Antwort aus der Zeit um 1500 gibt Hieronymus Bosch in seinem Gemälde „Das Narrenschiff“. Es zeigt ein kleines Holzboot, vollgestopft mit lachenden und trinkenden Gestalten, denen die Fahrt buchstäblich aus dem Ruder gelaufen ist. Selbst das Boot scheint berauscht: Statt Steuer und Segel trägt es an der Mastspitze nur eine Teufelsmaske inmitten einer Blätterkrone. Mit Kochlöffel, Zechbechern und einer Laute – gespielt von einer Nonne – in den Händen, fahren die Insassen ihrem Untergang entgegen. So zumindest der Blickwinkel von Boschs Zeitgenossen auf das menschliche Verhalten, dem sie närrische Zuge attestieren: ohne Sinn und Verstand, häufig auch lasterhaft und gottlos. Höchstwahrscheinlich kennt Hieronymus Bosch die zeitgleich erschienene Satireschrift „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant. Das Land Narragonien, das darin erreicht werden soll, ist zwar fiktiv, aber den Lesenden werden die Anspielungen auf das öffentliche und ihr privates Leben schnell klar:
„Es lebt die Welt in finstrer Nacht
Und tut in Sünden blind verharren;
All Straßen, Gassen sind voll Narren.“
Vor der Folie bahnbrechender Entdeckungen auf allen Gebieten der Wissenschaft – vom Buchdruck über die Kartografie und beginnende Pharmazie bis zum heliozentrischen Weltbild – liegt der Fokus der frühen Neuzeit auf rationalen Erklärungsversuchen für alles zwischen Himmel und Erde. Narren werden als rückständig und einfältig betrachtet. Dabei ist genau das, was etwa Brants Text möchte – Missstände entlarven und politische Schieflagen reflektieren, also das Gegenteil der angeblich törichten Narren – die Spezialität, für die Narren im vorausgehenden Mittelalter und spätestens seit dem 19. Jahrhundert wieder besonders geschätzt werden. Die berühmte Narrenfreiheit, unbequeme Wahrheiten ungestraft aussprechen zu dürfen, wird in „Fantasio“ besungen und an Fürstenhöfen seit etwa dem 13. Jahrhundert institutionalisiert. Den Hofnarren als Beruf kennt auch Brant und klammert ihn in seiner Betrachtung aus; ihm geht es eher um moralische Richtlinien, die selbst von Geistlichen missachtet werden. Der Spiegel, ein typisches Attribut der mittelalterlichen Narren, erfährt mit ihrer Professionalisierung eine Umdeutung: Während der verblendete und selbstverliebte Narr noch sein Gesicht im Spiegel betrachtet, hält der Hofnarr ihn seinem Regenten vor, damit er sein eigenes Unrecht erkennen soll.
Die Nacht vor dem Fasten:
Für die mittelalterliche Kirche ist es von Vorteil, in einem Bild wie dem Narren alle Sünden zu veranschaulichen – als abschreckendes Beispiel für die Gläubigen. Sie unterstützt daher die sogenannten „Narrenfeste“; die Fastnacht hat Hochkonjunktur. Einmal im Jahr ist die Maßlosigkeit – Völlerei, Trinkgelage, sexuelle Ausschweifungen – erlaubt, um für die kommende Fastenzeit umso mehr Enthaltsamkeit zu üben und sich der eigenen Schuld bewusst zu werden. Ganz praktisch muss auch alles schnell verbraucht werden, was in der Fastenzeit verboten ist – und das sind die besonders verderblichen tierischen Produkte. „Carnem levare“, der sprachliche Ursprung des Karnevals, rührt vom „Wegnehmen des Fleisches“. Die Lehre der Reformation erachtet das Fasten übrigens als unnötige Äußerlichkeit; damit entfällt auch das Fest davor. Kein Zufall, dass die Karnevalshochburgen bis heute vor allem in katholisch geprägten Gegenden liegen. Die Figur des Narren taucht in den unterschiedlichsten Fastnachtstraditionen auf und ist meist eng mit der Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen verknüpft, die besonders entlang des Rheins das Profil der Fünften Jahreszeit prägt. Der Ausnahmezustand der Fastnacht, der Oben und Unten vertauscht und damit auch die Deutungshoheiten, hat alle politischen Systeme bis heute überdauert. Dazu gehört auch das gemeinsame Feiern und Über-die-Stränge-Schlagen als Gegenstück zur disziplinierten Arbeitswelt.
Karten neu gemischt?
Beide Facetten vereint „Fantasio“ – vor allem im ursprünglichen Libretto der Eröffnungsnummer. Hier lässt der König die Gefangenen des Reiches für einen Tag frei und lädt alle Anwesenden in seinen Palast ein. Die Studenten fordern, als Kontrastprogramm und zugleich Protest gegen den Krieg, ausgelassen zu feiern: Die Macht steht Kopf und tanzt, frei nach dem Motto „Make party, not war“. Jacques Offenbach, in Köln aufgewachsen, hat dort miterlebt, wie die preußische Regierung die traditionelle Karnevalszeit nach ihren Interessen umformt: mit strengeren Regeln für mehr Disziplin, Bällen für die Oberschicht und militärischen Anleihen wie Uniformen und Orden. Das anarchische Moment ist dem Komponisten jedoch noch immer ein Anliegen, und so wird am Ende von „Fantasio“ das Narrentum gepriesen und eine künftige Narrenzeit ausgerufen – während Opernlibretti an dieser Stelle oft Jubelchöre für einen Regenten oder gar Gott oder zumindest ein vereintes Liebespaar setzen … Um zu erforschen, wie eine solche Herrschaft der Narren aussehen konnte, lohnt nochmals ein Blick auf Boschs „Narrenschiff“: Die einzige Person, die durch ihre Kleidung als klassischer Narr identifizierbar ist, hockt dort eher unbeteiligt, beinahe eingeschüchtert in der Ecke. Der Trubel um sie herum wirkt weitaus närrischer und exzessiver als sie selbst. Es bleibt wohl immer eine Frage der Perspektive, wer oder was zum Narrentum gezahlt wird. Oder um es mit George Bernhard Shaw zu sagen: „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute. Seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“
Text: Hanna Kneißler
Termine:
So
09 03 2025
16 Uhr
Musiktheater: Großes Haus:
So
23 03 2025
18 Uhr
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit: Musiktheater: Großes Haus:
Sa
05 04 2025
19.30 Uhr
Entfällt: Musiktheater: Großes Haus:
Trailer:
Besetzung:
Musikalische Leitung:
Inszenierung:
Bühne:
Kostüme:
Choreografie:
Paulina Alpen
Licht:
Marcel Hahn
Chor:
Dramaturgie:
Fantasio:
Theres:
Ein Prinz:
Marinoni:
König vom Theater:
Flamel:
Rutten:
Sparck:
Facio:
Hartmann:
Bühnentroll:
Martin Stoschka/John Holyoke
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Marei Bär/Tara Daphne Bethke/Pauline Bischoff/Noemi Brumbach/Rosali Bördner/Merve Senol/Charlotte Kühn/Zoe Krawinkel/Denise Moser/Fabiana Renker/Elena Simeonova
Orchester:
Statisterie:
Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Tagesbesetzung:
Musikalische Leitung:
Inszenierung:
Bühne:
Kostüme:
Choreografie:
Paulina Alpen
Licht:
Marcel Hahn
Chor:
Dramaturgie:
Fantasio:
Fleuranne Brockway
Theres:
Galina Benevich
Ein Prinz:
Jack Lee
Marinoni:
Sascha Zarrabi
König vom Theater:
Jonathan Macker
Flamel:
Inna Fedorii
Rutten:
Michael Birnbaum
Sparck:
James Young
Facio:
Joshua Sanders
Hartmann:
Wooseok Shim
Bühnentroll:
Martin Stoschka
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Marei Bär
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Tara Daphne Bethke
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Pauline Bischoff
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Noemi Brumbach
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Rosali Bördner
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Merve Senol
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Charlotte Kühn
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Zoe Krawinkel
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Denise Moser
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Fabiana Renker
Mitglieder des Jungen Staatsmusicals & Gäste:
Elena Simeonova
Chor:
Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Orchester:
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Statisterie:
Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Pressestimme:
„Anna Webers Inszenierung im Großen Haus des Staatstheaters ist ein Füllhorn an witzigen Ideen und immer neuen Einfällen, alles ist ständig in Bewegung, immer wieder entstehen überraschende Bilder.
[…]
Musikalische Höhepunkte sind die zarten Sopran-Mezzosopran-Duette von Theres (Josefine Mindus) und Fantasio (Camille Sherman), die bereits „Hoffmanns Erzählungen“ anklingen lassen und das Publikum in Wiesbaden hinreißen. Frenetischer Beifall für Ensemble und Regieteam.“
(MATTHIAS BISCHOFF, FAZ 12.11.2024, S.12)
[…]
Musikalische Höhepunkte sind die zarten Sopran-Mezzosopran-Duette von Theres (Josefine Mindus) und Fantasio (Camille Sherman), die bereits „Hoffmanns Erzählungen“ anklingen lassen und das Publikum in Wiesbaden hinreißen. Frenetischer Beifall für Ensemble und Regieteam.“
(MATTHIAS BISCHOFF, FAZ 12.11.2024, S.12)